Eine Liste von Hunderassen mit Qualzuchtmerkmalen
Unter einer Qualzucht versteht man, dass einem Tier Merkmale angezüchtet wurden, die beim Tier selbst oder seinen Nachkommen Schmerzen, Leiden oder Schäden verursachen.
Von: Carla Steffen
Geprüft: Veronika Hajek
Geändert: 01.10.2024
Veröffentlicht: 21.06.2024
Eine Liste von Hunderassen mit Qualzuchtmerkmalen
In diesem Beitrag erfährst du:
- Was eine Qualzucht ist
- Welche bekannten Hunderassen unter einer Qualzucht leiden
- Welche typischen Qualzuchtmerkmale es gibt
- Wie die aktuellen gesetzlichen Regelungen aussehen
- Was du gegen Qualzuchten unternehmen kannst
Du möchtest dir eine Fellnase anschaffen, möchtest aber sicher gehen, dass du keine Qualzucht unterstützt? Wir zeigen dir die häufigsten Merkmale bei Qualzuchten und welche Hunderassen besonders davon betroffen sind:
Definition Qualzuchten
Unter einer Qualzucht versteht man, dass einem Tier Merkmale angezüchtet wurden, die beim Tier selbst oder seinen Nachkommen Schmerzen, Leiden oder Schäden verursachen. Daher sprechen wir uns bei VEGDOG klar gegen Qualzuchten aus und appellieren für die Adoption von Hunden. Unsere Tierärztin Carla gibt einen tieferen Einblick in dieses Thema.
Hunderassen mit Qualzucht: Eine Liste
Wir haben für euch vorab eine Liste mit Hunderassen erstellt, die unter Qualzucht leiden, bzw. durch ihre Zucht anfällig für bestimmte Krankheiten sind. So könnt ihr euch bei der Wahl eures neuen Vierbeiners besser vorbereiten und bei Hunden, die unter Qualzucht leiden, vorbeugende Maßnahmen ergreifen:
- Französische und Englische Bulldogge
- Boxer
- Welsh Corgi
- Chihuahua
- Pekinse
- Cavalier King Charles Spaniel
- Australian Sheperd
- Pomeranian oder auch Zwergspitz
- Cocker Spaniel
- Schäferhund
- Basset
- Shar Pei
- Dobermänner
- Collie und Border Collie
- Australian Sheperd
- Sheltie
Typische Qualzuchtmerkmale
Die heute existierenden Hunderassen sind weit vom ursprünglichen Wolf entfernt und in vielen Fällen vor allem auf Schönheit gezüchtet worden. Dadurch sind unnatürliche Merkmale entstanden, die wir im Folgenden aufzeigen.
Die Kurz- und Rundköpfigkeit bei Hunderassen wie Chihuahuas
Die Kurz- und Rundköpfigkeit (auch Brachyzephalie genannt) zeichnet sich durch eine Verkürzung des Oberkiefers, der Kiefer- und Nasenknochen sowie einem runden Kopf aus. Dieses Zuchtmerkmal hat gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes. Die Stauchung führt nämlich zu Atemnot und einer hochgradigen Fehlstellung im Kiefer. Eine chronische Rachenmandelentzündung kann die Folge sein. Da Hunde über das Hecheln ihre Körpertemperatur regulieren, kann die Atemnot sogar die Wärmeregulation beeinträchtigen, was gerade bei hohen Temperaturen Probleme verursachen kann. Durch den großen Schädel kann es aber auch zu Komplikationen bei der Geburt kommen.
Im Gesicht kommt es zu einer verstärkten Faltenbildung, die zu Hautentzündungen, übermäßigem Tränenfluss und verschlossenen Tränen-Nasenkanälen führen kann. Auch Augenprobleme, Hornhautverletzungen oder Wirbelsäulenprobleme können mit der Brachyzephalie zusammenhängen.
Die Kurz- und Rundköpfigkeit ist besonders von Rassen wie Mops, Französische und Englische Bulldogge, Boxer, Chihuahua, Pekinse und Cavalier King Charles bekannt.
Hüftgelenksdysplasie und Wirbelsäulenprobleme bei Qualzuchten wie dem Corgi
Sicher kennt ihr die Hüftgelenksdysplasie beim Schäferhund? Die stark abschüssige Rückenlinie führt zu Veränderungen im Bewegungsapparat und kann vor allem im Alter starke Probleme verursachen. Die Hüftgelenksdysplasie tritt neben einer Ellenbogengelenksdyslasie ebenfalls beim Labrador Retriever auf.
Auch bei einigen Corgi Züchtungen besteht ein erhöhtes Risiko für eine Hüftdysaplasie, aufgrund einer Fehlstellung der Hüftgelenkspfanne. Aufgrund des langen Körpers und der kurzen Beine, entstehen häufig weitere Rückenprobleme wie eine degenerative Myelopathie, also eine Beschädigung des Rückenmarks.
Auch beim Besset treten Anomalien im Bewegungsapparat auf: Die verkürzten Vorder- und Hintergliedmaßen sowie der langgestreckte Körper beim Basset bringen Wirbelsäulenprobleme mit sich.
Die Merle-Zeichnung beim Australian Shepherd
Die vor allem vom Australian Sheperd bekannte Merle-Zeichnung ist ein beliebtes Fellmuster. Dieser Zeichnung liegt eine Genmutation zu Grunde und diese kann zu Taub- und Blindheit beim Hund selbst oder seinen Nachkommen führen.
Hautbildveränderungen am Beispiel der französischen Bulldogge
Die stark ausgeprägten Hautfalten beim Shar Pei oder der französischen Bulldogge können chronisch nässende Hautentzündungen mit sich bringen. Aber auch Blasenbildung in der Haut durch eine rassebedingte Erkrankung, die idiopathische Muzinose, ist keine Seltenheit beim Shar Pei.Massive Veränderungen im Hautbild sind auch bei Nackthunden offensichtlich. Das fehlende Haarkleid hängt mit einem genetischen Faktor zusammen, der zu Gebissanomalien führen kann. Außerdem ist die Thermoregulation gestört und die Haut ist empfindlich gegenüber Verletzungen. Besonders erschreckend ist, dass der genetische Faktor bei 50% der Tiere innerhalb des ersten Lebensjahres den Tod bedeutet.
Gen-Defekte bei Hunderassen wie dem Border Collie
Der MDR1-Defekt ist vor allem von Collie, Sheltie, Border Collie, Australian Sheperd und Schäferhund bekannt und steht für einen Gendefekt, der zu einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten führt. Die Symptome können sehr gravierend ausfallen und sogar bis zum Tod reichen.
Über 50% aller Dobermänner leiden an der nicht heilbaren Dilatativen Kardiomyopathie. Dies ist eine genetisch bedingte Erkrankung des Herzmuskels, die die häufigste Todesursache bei Dobermännern darstellt.
Sind Qualzuchten nicht verboten?
Nach all diesen Informationen fragt ihr euch sicher: Wie kann es sein, dass Qualzuchten trotz alledem erlaubt sind? Tatsächlich verstößt die Zucht von Hunden mit solchen Merkmalen gegen das Tierschutzgesetzt. 2013 wurde nämlich der sogenannte “Qualzuchtparagraph” §11b ins Tierschutzgesetz aufgenommen. 2024 wurde die Liste der Regeln zur Qualzucht um Symptome wie Blindheit, Taubheit oder auch Atemnot ergänzt. Zudem sollen auf Online-Plattformen keine Tiere, die Merkmale von Qualzucht aufweisen, mehr zum Kauf angeboten werden. Dennoch findet die Zucht statt, da die Merkmale zu definierten Rassestandards gehören und bewusst von Hundehalter:innen nachgefragt werden. Außerdem mangelt es an Kontrollen.
Da wir uns klar von Qualzuchten distanzieren möchten, können wir nur appellieren, einem herrenlosen Hund ein Zuhause zu schenken. Es gibt viele Tiere, die auf den ausländischen Straßen oder im Tierheim auf eine Familie warten. Diese entsprechen zwar zumeist keinem klaren Rassebild, aber dafür sind sie vielfältig, einzigartig, ebenso liebenswert und unendlich dankbar. Daher müssen keine Tiere nachgezüchtet werden. Und erst recht sollte von Qualzuchten Abstand genommen werden. Denn wer Hunde liebt, möchte, dass sein Hund ein gesundes Leben führen kann, ohne bereits im Vorfeld mit unnötigen Merkmalen belastet zu sein. Willi, Alba, Rudi, Chaiyo und Co. aus dem VEGDOG-Rudel sind die besten Beispiele, wie toll Hunde aus dem Tierschutz sind.
Mehr zu dem Thema erfahr ihr in unserem Blogbeitrag FAMILIENZUWACHS! ADOPTIEREN ODER KAUFEN?
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Woran erkenne ich, ob mein Hund eine Qualzucht ist?
Typische Merkmale wie die Rundköpfigkeit können ein Hinweis auf eine Qualzucht sein. Hast du im Verdacht, dass deine Fellnase aufgrund ihrer Körpermerkmale leidet, hole dir einen Tierärztlichen Rat ein, um präventive Maßnahmen ergreifen zu können.
Wie kann man gegen Qualzuchten vorgehen?
Bei der Wahl des Hundes solltest du dir am besten einen Hund aus dem Tierheim suchen. Da du bereits existierenden Fellnasen damit ein Zuhause gibst, müssen keine Hunde mit eventuellen Qualzuchtmerkmalen nachgezüchtet werden. Abgesehen davon schenkst du einer kleinen Seele ein wundervolles Leben!
Welche Auswirkungen können Qualzuchten auf Allergien haben?
Durch das Dilute-Gen kann beispielsweise das Immunsystem geschwächt werden, wodurch unsere Fellnasen anfälliger für Allergien werden.