Veganes Alleinfuttermittel – darauf sollte man achten!

Veganes Alleinfuttermittel – darauf sollte man achten!

Die Ernährung der Hunde rückt zusehends in den Fokus der Besitzer. Diese stehen vor einer unüberschaubar großen Auswahl an Fertigfuttermitteln. Die Entscheidung fällt dabei häufig schwer. Es stellt sich die Frage, welche Dose die geliebte Fellnase denn nun am besten mit allen wichtigen Stoffen versorgt. Nach kurzer Recherche wird schnell klar: Ein „Alleinfuttermittel“ muss es sein! Denn laut Futtermittelrecht muss dieses den Hund bei adäquater Energiezufuhr mit allen Nährstoffen versorgen, ohne einen Mangel oder Überschuss hervorzurufen. Kann man keinen zusätzlichen Hinweis finden, gilt dies sogar für Hunde aller Altersklassen, also auch für Welpen und Senioren. Das klingt einfach und unkompliziert- ist es aber nicht!

Leider werden stetig mehr Futtermittel für Hunde produziert, die den Verbraucher in Bezug auf die ausgewogene Zusammensetzung täuschen. Die Futtermittelbehörden, die für die Überwachung der auf dem Markt existierenden Produkte zuständig sind, schaffen es nicht Kontrollen in dem Umfang durchzuführen, in dem sie nötig wären. Schwarze Schafe werden häufig nur enttarnt, wenn diese unmittelbar angezeigt werden. Und von diesen schwarzen Schafen gibt es mehr, als man befürchten möchte. Häufig werden Futterdosen mit dem Zusatz „Alleinfuttermittel“ versehen, obwohl die Zusammensetzungen mehr als dürftig und Fehlversorgungen vorprogrammiert sind. Woran erkennt man also ein „Alleinfuttermittel“, das seinem Namen gerecht wird?

Das hängt vollkommen davon ab, ob die Zusammensetzung eine bedarfsgerechte Versorgung mit allen Nährstoffen leisten kann. Gerade im veganen Bereich gibt es aber einige Hürden, die es zu beachten gilt.

Zur Beurteilung betrachtet man die Deklaration auf der Dose. Hier findet man einerseits den Wortlaut „Gehalt an Inhaltsstoffen“, wobei es sich um die Auflistung der im Labor mittels Weender Analyse bestimmten Nährstoffe handelt. Diese sind Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Rohasche und die Angabe der Trockensubstanz. Rechnerisch wird hierbei noch der Gehalt stickstofffreier Extraktstoffe (Kohlenhydrate und pflanzliche Gerüstsubstanzen, „Nfe“) ermittelt. Zu beachten ist, dass man keinerlei Informationen über die Qualität und Herkunft der Nährstoffe erhält. Außerdem beziehen sich die Werte der einzelnen Komponenten immer auf den Gehalt in der Trockensubstanz. Möchte man verschiedene Futtersorten vergleichen oder Aufschluss über die tatsächlichen Gehalte der Nährstoffe erhalten, sollte man jeweils den Gehalt in 100% berechnen.

Auf der Dose deklariert wird weiterhin, welche Zutaten an sich verwendet (in absteigender Reihenfolge), aber auch welche künstlichen Stoffe zugesetzt wurden, um den Bedarf sämtlicher Nährstoffe abzudecken.

So muss als „Alleinfuttermittel“ deklarierte Nahrung selbstverständlich die benötigte Menge an Proteinen abdecken. Der Hund benötigt aber nicht das Protein an sich, sondern bestimmte, essentielle Aminosäuren. Diese kann er nicht selbst durch Stoffwechselprozesse im Körper herstellen. Sie müssen durch die Nahrung zugefügt werden. Unterschiedliche Proteinlieferanten (z.B. Soja und Lupine) enthalten ein individuelles Aminosäurenprofil, wodurch gerade im veganen Bereich nicht immer mit einer ausreichenden Versorgung zu rechnen ist. Durch die Erfahrungen anhand umfangreicher Laboranalysen, die wir bei der Entwicklung von VEGDOG machen konnten, können wir davon ausgehen, dass eine Zufuhr einiger künstlicher Aminosäuren unverzichtbar ist. Diese müssen auf dem Etikett des Futtermittels vermerkt werden. Es gibt 10 essentielle Aminosäuren: Arginin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.

Bei der Fütterung eines „Alleinfuttermittels“ sollte man stets darauf achten, dass neben der tatsächlichen Bedarfsdeckung beider Mengenelemente das Verhältnis von Kalzium und Phosphor im optimalen Bereich ist. Dieses sollte beim adulten Hund zwischen 1,3 und 2,1 liegen. Beide Mineralien üben unter anderem einen erheblichen Einfluss auf die Funktionen des Skeletts aus.

Ein wichtiges Spurenelement, das in der Regel nicht nur veganen „Alleinfuttermitteln“ künstlich zugesetzt werden muss, ist Kupfer. Typisch für einen Mangel ist hier das Grauwerden pigmentierter Haare („Kupferbrille“ um die Augen).

Weiterhin ist der Gehalt an Vitamin D zu berücksichtigen, der viele Hersteller veganer „Alleinfuttermittel“ auf die Probe stellt. Die üblichen pflanzlichen Zutaten enthalten hitzelabiles Vitamin D2, das beim Herstellungsprozess zerstört wird. Sollte unter den Zusatzstoffen D2 vermerkt sein, ist eine optimale Versorgung auf Grund der Erhitzung während der Herstellung also eher fragwürdig. Das stabile Vitamin D3 (gibt es auch pflanzlichen Ursprungs und ist damit vegan) muss ergänzt werden und auf der Deklaration unter den Zusatzstoffen zu finden sein. Ist das nicht der Fall, ist eine Unterversorgung des Hundes mit diesem wichtigen Vitamin zu erwarten. Der Hersteller sollte bei Nachfrage bereitwillig Auskunft geben, ob das D3 tierischen oder pflanzlichen Ursprungs ist.

Ebenso verhält es sich mit dem Vitamin B12 und den Abbauprodukten des Aminosäurenstoffwechsels Taurin und Carnitin. Diese sind nur in sehr geringem Maße bzw. gar nicht in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten. Ein Fehlen dieser wichtigen Stoffe in einem als „Alleinfuttermittel“ deklarierten veganem Hundefutters sollte jeden Tierbesitzer aufhorchen und die Verwendung überdenken lassen.

Es sollte ebenfalls eine geeignete Quelle für lebenswichtige mehrfach ungesättigte Fettsäuren (besonders EPA und DHA) enthalten sein. Dass diese essentiell für den Hundeorganismus sind, rückt erst langsam in den Blick von Forschungsgruppen. Sie sollten aber unbedingt im „Alleinfuttermittel“ vorhanden sein. Ein populärer Lieferant bei nicht-veganen Futtermitteln ist Fischöl. VEGDOG ergänzt eine ganz spezielle Algenform die diese wichtigen Fettsäuren auf pflanzlicher Basisi zur Verfügung stellt. Hersteller sollten diesbezüglich bereitwillig Fragen zur Fettsäurezusammensetzung ihrer Futtermittel beantworten.

Schaut man sich nun das Etikett eines veganen Hundefutters an und findet den Hinweis „Alleinfuttermittel“, aber keinerlei Zusätze der oben genannten Stoffe, sollte man Abstand von der alleinigen Verfütterung nehmen und unbedingt die notwendigen Elemente selbstständig ergänzen. Die Praxis zeigt leider, dass der Hundebesitzer sich nicht immer auf die Aussage der Futtermittelhersteller verlassen kann und selber für eine 100% bedarfsgerechte Ernährung sorgen muss.

Checkliste Alleinfuttermittel:

Deklaration

  1. Angabe aller verwendeten Zutaten in absteigender Reihenfolge auf die Menge bezogen
  2. Gehalt an Inhaltsstoffen mit der Angabe von Rohprotein, -fett, -faser, -asche und Trockensubstanz bzw. Feuchtigkeit
  3. Zusatzstoffe je kg Futter
    • fehlen diese gänzlich, ist davon auszugehen, dass es sich nicht um ein „Alleinfuttermittel“ handelt
    • in veganem Alleinfutter stets enthalten sein müssen:
      • Kupfer
      • pflanzliches Vitamin D3 (D2 ist hitzelabil!)
      • Vitamin B12
      • Taurin und L-Carnitin
      • mit hoher Wahrscheinlichkeit verschiedene Aminosäuren (auf Grund fehlender Studien kann man hier nur von grundsätzlichen Bedarfen ausgehen welche durch die verwendeten Proteinlieferanten z.B. Soja oder Lupine nicht komplett abgedeckt werden können). VEGDOG ergänzt
        • DL-Methionin,
        • L-Threonin
        • L-Tryptophan
        • L-Valin
      • andere Mengen- und Spurenelemente, sowie Vitamine abhängig von den verwendeten Rohstoffen und deren natürlichen Gehalten sowie den zu berücksichtigen Kochverlusten. Diese lassen sich im Vorfeld nur anhand von Laboranalysen herausfinden und ausgleichen. Dementsprechend können diese nicht pauschalisiert werden.
  1. Eine Quelle an essentiellen Fettsäuren (besonders EPA und DHA) muss erkenntliche sein, gegebenenfalls muss der Hersteller diesbezüglich Auskunft erteilen und eine Laboranalyse anfertigen lassen.

 

Euer VEGDOG-Team

Bei Fragen kontaktiert uns unter tierarzt@vegdog.de

Lisa Protrait Lisa Walther

Bei VEGDOG habe ich 2015 meine Karriere als tierärztliche Spezialistin für die vegane Ernährung von Hunden begonnen. Heute berate ich zahlreiche TierhalterInnen zu allen Themen rund um die pflanzliche Fütterung ihrer Lieblinge. Zudem halte ich Fachvorträge vor TierärztInnen, damit meine KollegInnen an Offenheit für diese wichtige Thematik gewinnen.
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